Baufirma entdeckt hochgefährlichen Blindgänger während Vorbereitungen für Wohnbauprojekt - 200 Menschen evakuriert, 300 Einsatzkräfte

Fliegerbombe zerbarst bei Einschlag auf Bunker vor 78 Jahren, Sprengkörper bei Baggerarbeiten direkt bei Wohnanlage gefunden und entschärft

Behörden planen systematische Untersuchung weiterer Baustellen in der Region

Am 11. November 1944 fielen die ersten alliierten Bomben auf das Bahnhofsviertel und die Kaserne,...

Foto: 7aktuell.de | Ferdinand Farthofer

In Traunstein wurde eine 150 Kilogramm schwere Teilzünderbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und erfolgreich entschärft – Evakuierte Anwohner können in ihre Wohnungen zurückkehren.

Am 11. November 1944 fielen die ersten alliierten Bomben auf das Bahnhofsviertel und die Kaserne, am 21. Januar 1945 folgte der nächste große Angriff und am 18. April, der Dritte, da stand schon fest, Deutschland geht unter.

Am 25. April folgte dann der vierte große Angriff auf das Gelände und nur wenig später war der Krieg vorbei.

Über 100 Menschen starben bei den Bombardierungen, jedoch war es auch ein schrecklicher Ort des Verbrechens des NS-Regimes. Am 02. Mai 1945 gab es einen Todesmarsch von jüdischen KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern durch den Bahnhof. Später fand man 61 der Häftlinge erschossen bei Surberg, die offensichtlich hier in Traunstein ihrem Ende des Martyriums entgegengingen.

Am 3. Mai erfolgte dann die widerstandslose Übergabe der Stadt Traunstein an die alliierten Truppen, die wenig später das Massaker entdeckten.

Nach dem Krieg wurde die Stadt Traunstein dann wiederaufgebaut und wuchs schnell zu einer großen Kreisstadt heran. Doch viele Hinterlassenschaften des Krieges, wie die Blindgänger, bleiben über Jahrzehnte unentdeckt und schlummern wohl auch heute noch als gefährliche Boten der Zeit im Erdreich.

Als heute ein Baggerfahrer an einer Baugrube arbeitete, entdeckte er den Blindgänger. Dieser steckte im Bereich eines ehemaligen Bunkers, der derzeit entfernt wird bzw. seine Reste. Es konnte niemand der Einsatzkräfte oder auch Anwohner des Gebietes etwas über diesen Bunker erzählen, der dort offensichtlich stand.

Nachdem der Baggerfahrer das gefährliche Kriegsrelikt entdeckt hatte, verständigte er die Behörden, die wiederum einen großen rund 150 Meter Sperrkreis um den Fundort errichteten.

Die Chausseestraße, aber auch die keine 20 Meter neben dem Fundort befindlichen Wohngebäude mussten geräumt werden.

Ein Großaufgebot an Rettungskräften von Feuerwehr und Rettungsdienst führten die Maßnahmen durch. Sie sperrten den Bereich ab und betreuten Anwohner, die ihr Zuhause verlassen mussten.

Die Spezialisten der Firma Tauber, jene Firma, die in Bayern für die Entschärfung von Kriegsrelikten zuständig ist, gelang es in ca. 1 Stunde den Sprengkörper zu entschärfen.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, war der Blindgänger ein hochbrisanter und durchaus sehr gefährlicher Blindgänger. Denn er war, wie in Fachkreisen genannt, ein sogenannter Teilzünder.

Ein Sprengkörper, der zum Teil gezündet hatte und der restliche Teil samt seines zweiten Zünders blieb als gefährlicher Rückstand zurück.

Vermutlich sollte diese 150 Kilogramm schwere Sprengbombe einen Bunker brechen und ist dabei zu schräg auf dem Dach des Bunkers aufgeschlagen. So zerbarst der Sprengkörper, während ein Teil möglicherweise zündete, also der vordere Teil der Bombe mit seinem Sprengzünder brach und der hintere Teil mit seinem zweiten Zünder ab und blieb am Dach des Bunkers unter der Erde liegen, bis er heute, rund 78 Jahre nach dem Abwurf, entdeckt wurde.

Dass dieser Zünder jedoch, gerade weil er ein sogenannter Teilzünder war, extrem gefährlich ist, zeigt ein ähnlicher Fall in Salzburg. Dort war ein Zünder plötzlich explodiert und sprengte einen ganzen Baum weg und riss ein großes Loch in den Park.

Dass die Stadt Traunstein nun den zweiten Bombenfund innerhalb einer Woche vorweisen kann, offenbart aber auch, wie viele Blindgänger offensichtlich noch in der Region im Boden liegen.

Die Behörden sind indessen alarmiert, denn derzeit laufen mehrere große Baumaßnahmen in dem Bereich ab und man muss jetzt klären, ob nicht wirklich alle Baustellen ähnlich anderen Orten systematisch nach Blindgängern abgesucht werden, bevor die Grabungsarbeiten beginnen.

Nach mehr als 5 Stunden konnte der Einsatz in Traunstein für dieses Mal erfolgreich beendet werden und die evakuierten Menschen können zurück in ihre Wohnungen gehen.

Quelle: 7aktuell.de | Ferdinand Farthofer