Leinfelden-Echterdingen: Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat nach einem jahrelangen Rechts- und Planungskonflikt die Zusammenarbeit mit dem lokalen muslimischen Verein VKBI und dem Dachverband VIKZ beendet. Der Gemeinderat stimmte in seiner jüngsten Sitzung formell dem Abriss des seit Jahren leerstehenden Moschee-Rohbaus im Gewerbegebiet Oberaichen zu. Zugleich wurde ein Passus aufgenommen, der eine alternative Nutzung des Gebäudes durch andere religiöse oder soziale Träger offenlässt.
Konflikt u.a. um "Schüler"wohnheim: Gemeinderat zieht Schlussstrich im Streit mit VIKZ
Wird die Moschee tatsächlich abgerissen? Stadt stellt Moschee-Projekt endgültig infrage - Abriss beschlossen, Tür für neue Nutzung offen
Islam-Verein wurde aufgefordert bis 31.12.25 abzureisen - Abriss wäre ein Novum
© 7aktuell.de | Oskar Eyb
Die Stadtverwaltung begründet den drastischen Schritt mit einem „endgültigen Vertrauensverlust“ gegenüber dem bisherigen Bauherrn. Der Verein habe wiederholt vertragliche Pflichten nicht erfüllt, insbesondere den im Kaufvertrag vereinbarten Zeitplan zur Fertigstellung. Zudem habe er sich nicht auf den angebotenen Kompromiss eingelassen, das Grundstück aufzuteilen und nur den bereits bestehenden Gebäudeteil für die Religionsausübung zu nutzen. Das von der Stadt kritisch beurteilte geplante Schülerwohnheim war für den Verein hingegen unverzichtbar. Damit war die politische Linie klar: keine Zustimmung zum Wohnheim - kein Fortbestand des Projekts.
SPD-Fraktionschef Erich Klauser zeigte sich enttäuscht über die verfahrene Situation, machte jedoch auch deutlich, dass der Gemeinderat über Jahre keine politische Grundsatzentscheidung getroffen habe. Der Wunsch des Vereins, ein religiös geprägtes Schülerwohnheim zu errichten, sei von Anfang an umstritten gewesen. „Unsere Fraktion war gegen den Abriss, aber der VIKZ hat stur an seinen Plänen festgehalten“, so Klauser. Er sprach sich erneut dafür aus, die Moschee als solche zu erhalten und für studentische oder soziale Zwecke nutzbar zu machen – jedoch ohne das geplante Wohnheim.
CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch unterstrich dagegen die klare Haltung ihrer Fraktion: „Das Schülerwohnheim hätte nicht zur Integration beigetragen.“ Sie verwies auf zahlreiche kommunale Angebote für Jugendliche und Integrationsmaßnahmen in der Stadt. Der Verein habe ein großzügiges Entgegenkommen der Stadt ausgeschlagen - etwa die Teilung des Baugrunds und Nutzung des bereits fertiggestellten Gebäudeteils für religiöse Zwecke. Stattdessen sei zunehmend der Dachverband aus Köln aufgetreten, was das Vertrauen weiter beschädigt habe: „Offenbar ging es längst nicht mehr um die Belange des örtlichen Vereins, sondern um ein bundesweites Konzept.“
Die Stadt hat dem Verein nun eine Frist bis zum 31. Dezember 2025 gesetzt, um den Abriss auf eigene Kosten durchzuführen. Das Grundstück gehört inzwischen der Stadt, die den Rückbau als Voraussetzung für eine spätere Neubebauung oder Verwertung betrachtet. Gleichzeitig will man nicht als erste Stadt in Deutschland Schlagzeilen mit einem „Moschee-Abriss“ machen - ein bisher einmaliger Vorgang. Die Moschee hatte für ihre Architektur einst sogar einen internationalen Preis erhalten.
Mehrere Gemeinderatsmitglieder äußerten den Wunsch, den Bau zumindest auf alternative Nutzungsmöglichkeiten hin zu prüfen. In der Diskussion fielen auch Vorschläge für soziale Träger, studentischen Wohnraum oder einen kleinen Nahversorger für das Quartier. Der Beschluss zum Abriss enthält daher bewusst eine Öffnungsklausel.
Wie sich der VIKZ nun erklärt und ob es doch noch eine tragfähige Lösung zur Weiternutzung gibt, soll sich bis zum Herbst zeigen. Der Konflikt zwischen Religionsfreiheit, städtischem Baurecht und Integrationspolitik bleibt damit ein Fall mit bundesweiter Signalwirkung.
++ Update Statement des Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ)
"als Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) möchten wir - im Einklang mit unserem Ortsverein in Leinfelden-Echterdingen - erklären, dass ein Abriss der betreffenden Moschee nicht in Betracht kommen darf. Eine solche Forderung kann und wird unser Ortverein nach eigenem Bekunden nicht umsetzen." (VIKZ Köln, Alihan Günes (Presse))